Zu meiner Maltechnik

(Weil ich das so häufig gefragt werde) (2014)

Bis etwa 2002 habe ich meine Bilder fast alle in folgender Technik gemalt, die ich danach aber ganz aufgegeben habe:

Nach dem Anlegen einer zarten Bleistiftvorzeichnung auf hart verleimtem Papier (meistens Schoellershammer bzw. Zander Parole 2-fach rau), die danach mit verdünnter Tusche präzisiert wird, wird zuerst sehr flüssige Farbe (Schminke Aerocolor, sehr feinpigmentierte Acrylfarbe) in mehreren Schichten mit einem Fixativzerstäuber (einer Art dünnem, geknicktem Pusterohr aus Metall, das die Maler früher, d. h. vor der Erfindung von Spraydosen verwendet haben, um empfindliche Zeichnungen zu fixieren) auf das Blatt gesprüht.

Dabei kann man mit einem anderen Papier, mit Klebestreifen oder eine schwach klebenden Folie („Masking Film“) die Teile des Bildes abdecken, auf die keine Farbe kommen soll. Also zum Beispiel einen runden Mond an einem Nachthimmel: man deckt zuerst den Mond ab und sprüht den Himmel in mehreren Arbeitsgängen dunkelblau; dann deckt man den Himmel ab und besprüht den Mond zart mit gelber Farbe. Das funktioniert eigentlich ähnlich wie das Farbe Aufsprenkeln mit einem Sieb und einer Zahnbürste, das viele als Maltechnik aus der Schule kennen.

Auf dieser farbigen Grundierung male ich mit einer ganz dünnen Zeichenfeder (Brause & Co. Nr. 513) und verschiedenen farbigen, stark verdünnten Tuschen weiter. Punkt für Punkt und Strich für Strich. Zu Beginn „glätte“ ich die nach dem Sprühen meist eher grobkörnige Oberfläche des Bildes in mehreren Schichten, bis eine körnige, aber gleichzeitig weiche, flirrende Farbstruktur entsteht.

Danach arbeite ich alle Details aus, die Schatten, das Licht, die genaue Farbigkeit. Kleine Lichter schabe ich manchmal mit dem Skalpell heraus. Das ist wichtig, weil ich bei dieser Technik überhaupt kein Weiß als Malfarbe verwende. Das Bild entsteht langsam, in vielen übereinander gelegten Schichten und einem sehr langen Arbeitsprozess.

Diese Technik verwende ich aber wie gesagt inzwischen nicht mehr: die neueren Bilder male ich inzwischen mit verschieden breiten Pinseln und Acrylfarben, bisweilen auch mit Oelfarben. Manchmal auf Leinwand, meistens auf Papier oder Karton. Die körnige Struktur der Bilder, so vorhanden, entsteht nun durch das Aufstupsen von Farbe mit unterschiedlich breiten, sehr trockenen Pinseln, später dann auch durch die Verwendung immer dünnerer bzw. ganz dünner Pinsel in vielen Schichtungen. Es ist ein Arbeitsprozess des langsamen Verdichtens und Verfeinerns, dem man sich hingeben muss und den ich sehr liebe.

Weitere Informationen zu meinem Malprozess finden sich auch in diesem Interview von Lucia Peters (2017).

© Quint Buchholz (2019)